'Was beim Menschen unmöglich ist...'
Ich lese immer gerne und hoch interessiert in deinem Blog, um die Verbindung, die Erinnerung im spirituellen Sinne aufrecht zu erhalten.
Ein Artikel beschäftigt mich aktuell besonders, der ja eigentlich immer aktuell und wichtig ist, da Vedanta-Quintessenz. Und zwar der mit dem Titel "Ein Kampf ist unvermeidlich". Man kann hier wirklich nur Danke sagen dafür. .
Wenn ich nun mein Leben und insbesondere meine täglichen Gedankenbewegungen, Gewohnheiten, aber auch Konsumsüchte usw. betrachte und teilweise schmerzhaft erlebe, dann frage ich mich wirklich, ob es für einen westlichen Menschen überhaupt möglich ist, diesen ganzen Wust zu durchbrechen um schliesslich im göttlichen Selbst aufzugehen (ein hehres Ziel).
Zudem - man lebt als Sucher ja oftmals nicht in einem ruhigen Ashram oder in einem Kloster, sondern man steht oft mitten im Leben, wie Beruf, Ehe, Familie, gesellschaftliche Dynamiken, Klima, Kriege und Corona etc. etc.
Meine 1. Frage an dich wäre nun frei heraus (wenn du magst!):
Ist es für einen Suchenden nicht doch viel, viel vorteilhafter und gesünder, sich zunächst einmal der vielen äusseren Verbindungen so gut es geht oder teilweise, physisch zu entledigen?
Ich überlege ernsthaft dies zu tun, z.B. zurück zur spirituellen Findhorn-Gemeinschaft in Schottland zu gehen um ein einfaches Leben zu führen (ich lebte schon einige Zeit als junger Mensch dort aber auch in einer gnostisch-spirituellen Gemeinschaft).
Würd mich ja über eine Antwort sehr sehr freuen :)
Antwort:
Grüß dich!
Die Frage, ob ein Sucher im göttlichen Selbst aufgehen kann, hat zwei Seiten.
Vom persönlichen Standpunkt aus betrachtet, ist es unmöglich! Zu entdecken, wie viel mentale Strukturen ein Kartenhaus von zT widersprechenden Geweben schaffen, ist ein wichtiger, wenn auch schmerzhaft Erkenntnisakt, der einen tief-gehenden inneren Weg überhaupt erst möglich macht. Vorher ist die Menge der ‚Kirchgänger‘ (in allen Traditionen natürlich), die nur was haben wollen, ohne sich selbst wirklich hinzugeben.
Die Persönlichkeit ist ein Resultat dieser Gewebe, und solange wir von ihr ausgehen, wollen wir ein vorgestelltes Ziel erreichen, schließen es aber gleichzeitig aus, weil wir besetzt sind. Erst wenn wir ganz leer sind und von dieser stillen Qualität ausgehen, sind wir empfänglich, erfüllt zu werden, statt etwas erreichen zu wollen.
Was ist diese Leere? Sie ist die GEGENWART, gedankenfreies Sein. Wenn du still bist, kannst du seiner gewahr werden, denn ES ist immer zugegen. Deshalb kann es auch nicht erreicht werden, sonst wäre es ebenso vergänglich, wie alle anderen mentalen Zustände.
Als Jesus auf Petrus verzweifelten Ausruf, ‚Aber Herr, dann ist es ja unmöglich!‘ (nachdem Jesus erklärt hatte, dass ein Reicher nichts ins Himmelreich kommen könne) antwortete, sagte er: ‚Was beim Menschen unmöglich ist, bei Gott ist es möglich!‘
Wir haben ständig beide Qualitäten in unserer Erfahrung, das SEIN und Gedanken. Von den Gedanken und der Person aus ist es unmöglich (und das schließt deine zweite Frage mit ein, denn du kannst deinen Weg nicht selbst planen).
Sadhana heißt dann, zu erforschen, wie deine Aufmerksamkeit bei der formlosen Gegenwart verweilen kann, so häufig und kontinuierlich wie möglich.
Denn nur das SEIN kann befreien, keine noch so ausgeklügelte Strategie!
Liebe Grüße!
Reinhard
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